Das DEEP ELEM Team - DEFT
The Deep Elem Freight Trains Story
“Du willst wissen, wie
alles anfing? Oh, Mann, da muß ich schon etwas weiter zurückdenken. Ist schon
eine Weile her. Also DEFT gibt’s erst seit dem Frühjahr 2000, aber die Band
schon wesentlich länger. Wir hatten uns bis dahin vor jedem Auftritt nur immer
einen neuen Namen ausgedacht.”
“Wieso das?”
“Tja, so genau weiß
ich das auch nicht mehr. Aber wir haben immer in verschiedenen Besetzungen
gespielt. Da lag es ja nahe jedesmal einen neuen Namen zu haben,oder? Hans sagte
immer, die alten Blueser haben das auch gemacht, öfter mal den Namen geändert.
Damit man sie überhaupt wieder auftreten ließ...”
“Welche Namen habt Ihr denn schon gehabt?”
“Hmm, der erste,
glaube ich, war “Lagavulin & Friends Of The Devil”. Das war April '96 (Lagavulin & Friends, Burghausen 1996
mehr... ).
Wir traten da das erste mal im Burgkeller auf. Das war damals total anstrengend
für uns. Wir wollten eigentlich gegen 9 Uhr abends anfangen, aber ich war an
diesem Tag noch in Sinsheim bei Stuttgart dienstlich auf einer Messe. Auf der Rückfahrt
hatte es auf der Autobahn einen Stau. Hans und Harry hatten schon nicht mehr
geglaubt, dass ich noch kommen würde. Als ich schliesslich ankam, war es kurz
vor Mitternacht. Wahnsinn, ich bin an diesem Tag über 900 km Auto gefahren, auf
der Messe rumgelatscht, komm dann ausgepumpt in den Burgkeller, und der war tatsächlich
noch gerammelt voll - die Leute hatten tatsächlich gewartet - unglaublich! Wir
haben sofort angefangen zu spielen, aber ich weiß echt nicht mehr wie es war.
Dem Publikum hat’s scheinbar gefallen. Nach dem letzten Ton hab ich
zusammengepackt und bin ab nach Hause gefahren. Ich war am Ende.”
“Wie seid Ihr eigentlich zusammengekommen?”
“Nun, jeder hat früher
schon mit anderen Freunden Musik gemacht. Hans habe ich auf einem Folk-Festival
im Burghauser Freizeitheim getroffen. Er trat damals mit Helmut Maidl auf. Die
beiden kamen mit ihren Gitarren auf die Bühne und fingen an zu spielen. Nur die
Gitarre von Hans war nicht zu hören. Der Mann vom Mischpult ging seelenruhig
quer durchs Publikum auf die Bühne und stöpselte die Gitarre an den Verstärker.
Das war natürlich ein guter Lacher. Nach dem Konzert haben wir beschlossen mal
gemeinsam zu spielen. Das war 1984. Ein Jahr später beim 2.Folk-Festival
wollten wir eigentlich zu viert auftreten - aber an diesem Wochenende lag ich
mit Fieber im Bett. Danach ist diese Connection auch aus beruflichen Gründen
abgeflaut und wir haben uns nur noch sporadisch getroffen. Meist Hans und ich
oder Helle Maidl und ich, später wieder eine zeitlang zu dritt.”
“Und irgendwann kam dann Harry dazu?”
“Harry kannten wir vom
Burgkeller her. Er hat dort hinter der Bar gearbeitet. Als Hans und ich wieder
öfter bei mir zu Hause spielten, brachte er eines abends Harry mit. Und
irgendwie stellten wir fest, daß wir alle Grateful Dead-Fans waren. Also
beschlossen wir einige Songs einzuüben. Das war wohl so 1994. Bevor wir drei
aber zum ersten Mal auftraten, haben wir im Burgkeller Grateful Dead Events
organisiert.” Even The Dead Mourn” hieß der erste Event im Dezember '95.
Wir führten das Ganze einfach fort, im Februar '96 “The Golden Road To
Unlimited Devotion”. Dann kam „U.S. Blues Tribute“ featuring „Lagavulin
& Friends”, das waren dann Harry, Hans und ich und der besagte Spätauftritt.
Danach kam am im Juni “Dancing In The Land Of The Dead”. Im August 1996
mieteten wir dann in München das Lokal “Pulverturm” an, um des ersten
Todestages von Jerry Garcia zu gedenken. Finanziell gesehen haben wir
draufgezahlt, es kamen etwa 90 Deadheads. Aber der Spaß und Spirit dieses
Abends war einfach superb. Am 6. Dezember gaben wir dann unser Folgekonzert.
Damals hatten wir gerade unsere langsame Phase. Alles was wir spielten, spielten wir „slow“. Aus dieser Stimmung heraus nannten wir uns deshalb dann “Lulu & Slow Injection.
Lulu & Slow Injection, Burghausen 1996 mehr...
“Wie seid ihr denn auf Lulu gekommen?”
“Ist eigentlich ganz
logisch.Die Tochter von Helmut Maidl, mit dem ich öfters gejamt habe, heißt
Sandra. Da sie gut singen konnte, hab ich sie gefragt ob sie bei uns mitmachen
will. Und irgendwann an einem Übungsabend nannten wir sie einfach Lulu, weil in
einem Song dieser Name vorkam und der vor allem Hans so gefallen hat. Das
Konzert selbst war irgendwie strange. Zuerst traten Sandro y Robert auf. Sie
trommelten auf Steeldrums und Percussion. Dann sollten wir spielen. Aber Hans
und Robert hatten in der Pause Big John getroffen, und danach hatte Hans Probleme
seine Gitarre zu stimmen. War wohl zu nervös oder so. Aber es ist dann doch
noch ganz gut geworden. Die Leute waren zufrieden - und wir auch.”
“Von Big John hast Du aber noch nichts erzählt. Wer war denn das?”
“Das ist ein
schlanker, geleckter Typ, der fast jeden kennt. Er hat so eine spacige, manche
sagen auch eine mystische Art, die irgendwie ansteckend ist. Für mich ist
dieser Kerl nur völlig durchgeknallt. Wie er wirklich heißt, weiß eigentlich
auch keiner. Alle nennen ihn nur Big John.”
“Hans und Harry erwähnten mal was von einer legendären Session.”
“Jaja, diese Session!
Die fand im Aufnahmestudio von Peter Piffer statt, die sog. „Studio
61-Session“. Die Akustik war super und der Raum sehr stimmungsvoll. Wir, das
waren da Harry, Hans, Robert, Sandro und ich, Big John kam etwas später,
spielten alte Songs. Es wurde immer mehr improvisiert und alles wurde immer
abgedrehter. Nach einiger Zeit waren die anderen in einer völlig euphorischen,
abgespaceten Stimmung. Ich glaube, daran war nur Big John schuld. Meine Meinung
ist, wir haben nicht besonders gut, sondern nur besonders langsam
gespielt.
Schade ist allerdings, dass das Tape mit der legendären Session bis heute
verschollen ist.“
“Wie ging es dann weiter?”
“Stealin' Back Jug Band, so nannten wir uns beim nächsten Gig - wieder im Burgkeller. Das Konzert war gut und die Leute gut drauf. Wir bekamen am selben Abend ein Angebot für ein Open Air im selben Sommer in Offenham. Das konnten wir nicht ablehnen.“
Stealin' Back Jug Band, Burghausen 1998
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“Wer war denn zu dieser Zeit alles in der Band?”
“Harry am Bass, Hans
Gitarre, Robert Percussion und Trommeln, Dietz spielte Dobro und Harp, und ich
Gitarre, Harp und Gesang. Wir nannten uns “The Other Ones” (Other Ones, Offenham 1998
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– eher ein Zufall, dass sich die Dead-Nachfolgeband genauso nannte und nennt!
Für Offenham brauchten wir kurzfristig noch Harry K. am Schlagzeug, weil Robert
irgendwie keine Zeit hatte. Der Auftritt war mäßig bis gut. Zu wenig Zeit zum Üben,
dazu kam noch, dass wir uns auf der Bühne kaum hörten und schießlich gab es
auch noch ein Gewitter. Aber es war eine Erfahrung.”
“Du wolltest danach erstmal nicht mehr autreten, stimmt das?”
“Richtig. Wenn du öffentlich
spielst, sollte es doch möglichst einwandfrei sein, oder? Das erwarten die Zuhörer
mit Recht. Wir machten einfach zu viele Fehler. Ich drängte damals wie heute
darauf, einfach konzentrierter zu spielen.”
“Doch dann hattest du einen Unfall!”
“Ja, genau! Eine Woche
vor dem Open Air im August '99 in Sillersdorf hatte ich einen Motorradunfall.
Aus diesem Grund nannten wir uns dann “Flat Rabbit Stompers” (Flat Rabbit Stompers, Sillersdorf 1999
mehr...),
weil ein Hase an dem Unfall schuld war, der aus dem Zusammenstoß platt wie ein
Bettvorleger hervorging. Bei mir war „nur“ meine linke Hand bandagiert,
meine linke Seite stark geprellt, so daß ich kaum gehen konnte. Beim Konzert
hatten wir einen Profi-Sound,auf der Bühne und auch über die PA, denn die
hatten einen echten Profi am Mischpult engagiert. Gespielt haben wir unter
diesen Umständen ganz annehmbar. Aber ich war mal wieder froh als es vorbei
war, weil ich die Gitarre kaum halten konnte.”
“Gibt es von Sillersdorf Aufnahmen?”
“Klar. Der
Profi-Mischer hat mitgeschnitten.”
“Dann hat sich bei der Besetzung wieder was geändert!”
“Genau. Ab Herbst
spielte Helmut, der Doc, an manchen Probenabenden mit, er übte Mandoline und
sang auch.”
“Erzähl doch mal die Story mit Robert und Helmut!”
“Das Ganze ist leicht
witzig. Robert trommelte schon eine ganze Weile bei uns, hatte damals aber nicht
immer Zeit. Seltsamerweise hatten sich Robert und Helmut, den Harry mit dazu
brachte, noch nie bei uns im Deep Elem getroffen. Als eines Abends Robert etwas
früher da war und anschliessend Helmut reinkam, kannst du dir das Gesicht von
Helmut und Robert vorstellen als sie sich gegenseitig erkannten. Beide
arbeiteten täglich zusammen in der gleichen Firma und das Schärfste - Helmut
ist Roberts Chef! Wir anderen haben uns natürlich amüsiert. Eine Eigenheit
hatte die ganze Geschichte zusätzlich - die beiden haben sich über ein Jahr
lang nicht geduzt. Da „Sie“ hatten sie zwar auch vermeiden, aber zum
„Du“ kam es erst viel später. Netter Gesprächsstoff für den Rest der
Band.”
“Der Deep Elem Ballroom, seit wann gibt’s den?”
“Seit August '99.
Harry ist war einige Monate vorher in das Haus eingezogen, und hatte das
Potential erkannt. Zusammen mit Hans und mir wurde der Raum dann im Lauf der
Zeit renoviert. Über den Namen kannst du auf der Webseite die Geschichte
nachlesen.”
“Wie kamt ihr denn zu dem Gig in Plauen?”
“Über das Internet
und eine Kondolenzseite zu Dick Lavatla. Harry und Hans hatten indirekt zur
German Deadheads-Gemeinde Kontakt bekommen und Harry hatte ihnen ein Demoband
geschickt. Daraufhin sollten wir Pfingsten 2000 gleich an drei Abenden spielen.
Für uns natürlich eine Herausforderung, „auf Tour im Osten“. Wir nannten
uns dazu eigens “Deep Elem Freight Trains” - weil jeder zweite Song über
Frachtzüge oder Trucks handelt. Auf dem Weg nach Plauen machten wir in Nabburg
halt und in einem italienisches Strassencafe stellten wir beim Eis fest, daß
wir noch keinen Manager hatten. Also erklärten wir kurzerhand Markus zu unserem
Manager. Als seine erste Amtshandlung als Manager durfte er gleich mal die
Rechnung bezahlen. Markus spielt übrigens Eggmaraca, ich kenne keinen der sein
Ei so gefühlvoll schüttelt. Er war bei den Auftritten auch an zwei Abenden als
Aktiver dabei.
Der erste Abend in Plauen war die Vernisage eines verunglückten jungen Malers und Deadheads, Harry Krippner. Seine Eltern hatten sie mitorganisiert. Wir spielten zwei kurze akustische Sets. Das Publikum und auch wir waren begeistert. Der Sound, der Spirit, einfach genial! Die Krippners kamen nachher noch zu uns und bedankten sich für unseren Beitrag, der, wie Adolf Krippner betonte, ganz im Sinne seines Sohnes war. Für mich war es eines der intensivsten Erlebnisse als Musiker. Am zweiten Abend spielten wir nach “Schluff Jull”. Die sympatischen Jungs sind wirklich extraklasse, eine Jam-Band in echter Dead-Tradition. Das Publikum war total gut drauf und hat uns fast mehr mitgerissen als wir sie. Wieder ein gelungener Abend. Tags darauf traten wir zwei Bands in umgekehrter Reihenfolge auf. Schon wieder Riesenstimmung.
Deep Elem Freight Trains, Plauen 2000
mehr...
Die drei Tage in Plauen
waren ein absolutes Highlight für uns alle. Mit zum Segensreichsten gehörte
die Künstler-Pension, in die wir eingebucht wurden. Sie hatte einen ganz
speziellen Charme. Nicht nur die Räumlichkeiten mit Postern und Bildern von
ehemaligen Gästen, sondern auch Anneliese, die Chefin des Hauses, die die sächsiche
Gastfreundschaft noch wörtlich nimmt. Unvergessen bleibt die kleine Jamsession
mit Anneliese im Garten der Pension. Ein gelungenes Weekend und für uns das
Konzert-Highlight.”
“Und danach wurde es wieder ruhiger. Warum?
“Was heißt ruhig. Wir
hätten im Herbst noch einen Auftritt spielen können, aber ich hatte keine Lust
dazu. Ich wollte nur noch auftreten, wenn wir uns weiter steigern könnten.”
“Gab es Streit?”
“Streit will ich nicht
sagen. Es gab und gibt immer mal Meinungsverschiedenheiten, das ist normal. Ich
bin ein Perfektionist - das wird mir gelegentlich vorgeworfen. Aber nur so können
wir als Band weiterkommen, nicht?”
“Was habt ihr denn sonst in der Zwischenzeit gemacht?”
“Nun, da ich so nicht
mehr auftreten mochte, einigten wir uns auf ein neues Projekt. Wir wollten
endlich eine gute Aufnahme in den Kasten bekommen. Aber trotz einigen
anstrengenden Aufnahmesessions sind wir immer noch nicht fertig. Wird wohl noch
ein bisschen dauern.”
“Dann kamen die Triplets zu Gast.”
“Tja, was soll ich da
sagen? Das Konzert der “Triplets”, drei Musiker aus Slowenien und Österreich
waren Anfang 2002 im Deep Elem, war super. Aber dann kamen wir - und das war
grauenhaft, ehrlich.
Wir hatten uns
eigentlich vorbereitet, Arrangements eingeübt.Aber es lief schief. Ich hielt
mich kaum an die Setliste, der Sound war miserabel, Dietz hatte statt seiner
Dobro nur seine E-Gitarre dabei und nudelte laut in meinen Gehörgang hinein. Am
liebsten wäre ich aufgestanden und gegangen. Ich war ziemlich sauer.
Danach hatten wir echte
Auseinandersetzungen über das wie und warum. Dietz verabschiedete sich in eine
Teilzeit-Mitgliedschaft, ich für meinen Teil fühlte mich in meinen Zweifeln
bestärkt. Das war der bisherige Tiefpunkt der Bandgeschichte.”
“Ihr konntet euch aber wieder zusammenraufen?”
“Logisch. Wir setzten
gleich noch einen Termin für einen Auftritt fest. An Halloween am 31. Oktober veranstalteten wir
die ”Dark Holloween Party”.
“Was war da geboten?”
“Roberts Sohnemann
zauberte, souverän und cool. Und DEFT spielte. Wir spielten schön konzentriert
und
locker. Nur bei “Dark Hollow” hatte ich die Harp einfach vergessen - egal,
hat eh keiner gemerkt. Aber jetzt wissen es alle, auch Jason macht Fehler, haha.
Dann trat Roberts Trommelgruppe auf, später ein zweites Set des Magiers. Anschliessend
kam das zweite DEFT-Set, ich war zufrieden. Robert hielt einen Vortrag über Halloween
und Tod und Teufel. Später jammten wir noch mit Dietz. Nicht vergessen werden
darf auch das perfekte Catering mit indischen Spezialitäten. Wir alle
waren am Schluß einer Meinung – ein gelungener Abend. ”
“Für die Zukunft, gibt’s da Pläne?”
“Wir wollen künftig
öfter mal im Deep Elem was veranstalten, etwa Konzerte mit befreundeten Bands
oder Themenpartys. Am 27.Dezember findet bereits ein Rauhnacht-Konzert mit
”Schee Daneem” statt. Anfang 2003 werden wir wieder ein paar ausländische
Musikerfreunde von Doc Helmut zu Gast haben, aber was genaues weiß man noch
nicht. Auf alle Fälle werden auch DEFT ein neues Programm anstreben. Das ist
schon sicher und wir hoffen, daß ihr dann wieder alle bei uns vorbeischaut.”
(W.
Master interviewte Jason Poppi am 15.Dezember 2002)